Einleitung

Das Schweißen ist eines der bedeutendsten Fertigungsverfahren in der modernen Industrie. Ob im Maschinenbau, Fahrzeugbau, Schiffsbau, in der Luftfahrt oder im Handwerk – überall, wo Metalle oder Kunststoffe dauerhaft verbunden werden müssen, kommt dasSchweißverfahren zum Einsatz.

Doch Schweißen ist nicht gleich Schweißen: Je nach Werkstoff, Anforderung und Anwendung existieren zahlreiche Schweißverfahren mit unterschiedlichen Eigenschaften. Von klassischen Lichtbogenverfahren über Schutzgasschweißen bis hin zu modernen Laser- und Hybridtechnologien reicht das Spektrum.

In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie alles über die wichtigsten Schweißverfahren, ihre Funktionsweise, Vor- und Nachteile, Sicherheitsanforderungen sowie zukünftige Entwicklungen in der Schweißtechnik.


1. Grundlagen des Schweißens

1.1 Definition und Prinzip

Schweißen ist ein Fügeverfahren, bei dem Werkstoffe – meist Metalle oder Thermoplaste – unter Anwendung von Wärme, Druck oder beiden dauerhaft miteinander verbunden werden.
Das Ziel ist die stoffschlüssige Verbindung, d. h. die Moleküle beider Werkstücke gehen eine gemeinsame Bindung ein.

1.2 Arten des Schweißens

Schweißverfahren lassen sich grundsätzlich in zwei Hauptgruppen einteilen:

  1. Schmelzschweißverfahren
    → Werkstoffe werden an der Fügestelle aufgeschmolzen.
    Beispiele: Lichtbogenschweißen, Gasschmelzschweißen, Laserschweißen.
  2. Pressschweißverfahren
    → Werkstoffe werden durch Druck verbunden, teilweise mit zusätzlicher Wärme.
    Beispiele: Widerstandsschweißen, Reibschweißen, Ultraschallschweißen.

1.3 Ziele des Schweißens

  • Dauerhafte Verbindung
  • Hohe Festigkeit
  • Dichtheit der Naht
  • Wirtschaftlichkeit und Effizienz
  • Ästhetisches Erscheinungsbild der Schweißnaht

2. Klassische Schweißverfahren im Überblick

2.1 Lichtbogenschweißen (E-Hand-Schweißen)

Das Lichtbogenschweißen ist eines der ältesten und am weitesten verbreiteten Verfahren.
Zwischen einer umhüllten Elektrode und dem Werkstück entsteht ein elektrischer Lichtbogen, der die Werkstoffe schmilzt.

Merkmale:

  • Schweißstrom: Gleich- oder Wechselstrom
  • Elektrodenhülle erzeugt Schutzgas
  • Kein zusätzliches Schutzgas erforderlich

Vorteile:

  • Einfache Ausrüstung
  • Unabhängig von Gasflaschen
  • Für Baustellen geeignet

Nachteile:

  • Geringe Schweißgeschwindigkeit
  • Erhöhte Spritzerbildung
  • Erfordert geübte Handführung

Anwendungen:
Stahlbau, Rohrleitungsbau, Montagearbeiten, Instandsetzung.


2.2 Metall-Schutzgasschweißen (MIG/MAG)

Beim Metall-Schutzgasschweißen brennt der Lichtbogen zwischen einem abschmelzenden Draht und dem Werkstück.
Die Schweißstelle wird durch ein Schutzgas vor Sauerstoff geschützt.

  • MIG (Metall-Inertgas): für Nichteisenmetalle (z. B. Aluminium, Kupfer)
  • MAG (Metall-Aktivgas): für un- oder niedriglegierte Stähle

Vorteile:

  • Hohe Schweißgeschwindigkeit
  • Gute Automatisierbarkeit
  • Wenig Schlacke

Nachteile:

  • Windempfindlich (Außenarbeit schwierig)
  • Erfordert Gasversorgung

Typische Anwendungen:
Automobilindustrie, Stahlbau, Schiffbau, Metallverarbeitung.


2.3 Wolfram-Inertgasschweißen (WIG)

Das WIG-Schweißen (TIG – Tungsten Inert Gas) nutzt eine nicht abschmelzende Wolframelektrode. Das Schutzgas (z. B. Argon oder Helium) verhindert Oxidation.

Besonderheiten:

  • Sehr saubere, hochwertige Nähte
  • Besonders geeignet für Edelstahl, Aluminium und Titan

Vorteile:

  • Exzellente Nahtqualität
  • Keine Spritzerbildung
  • Gute Kontrolle des Schweißbades

Nachteile:

  • Langsamer Prozess
  • Erfordert hohe Geschicklichkeit

Einsatzbereiche:
Feinmechanik, Apparatebau, Chemieanlagen, Lebensmittelindustrie.


2.4 Gasschmelzschweißen (Autogenschweißen)

Hier wird die Hitze durch eine Flamme aus Acetylen und Sauerstoff erzeugt.
Das Verfahren ist alt, aber in bestimmten Bereichen noch verbreitet.

Vorteile:

  • Keine Stromquelle nötig
  • Mobil einsetzbar

Nachteile:

  • Geringe Schweißgeschwindigkeit
  • Hohe Wärmeeinbringung → Verzug

Einsatz:
Dünnbleche, Installationsarbeiten, Rohrleitungen.


2.5 Widerstandsschweißen

Beim Widerstandsschweißen wird die Wärme durch elektrischen Stromfluss erzeugt, der an der Kontaktstelle der Werkstücke einen hohen Widerstand hervorruft.

Varianten:

  • Punktschweißen
  • Rollnahtschweißen
  • Buckelschweißen

Vorteile:

  • Sehr schnelle Prozesse
  • Automatisierbar
  • Kein Zusatzmaterial erforderlich

Nachteile:

  • Begrenzte Materialdicke
  • Teure Maschinen

Anwendungen:
Automobilproduktion, Blechverbindungen, Haushaltsgerätefertigung.


3. Moderne Schweißverfahren

3.1 Laserschweißen

Beim Laserschweißen wird ein hochenergetischer Laserstrahl eingesetzt, um das Material lokal zu schmelzen.

Vorteile:

  • Höchste Präzision
  • Minimaler Wärmeeinfluss
  • Automatisierbar

Nachteile:

  • Hohe Investitionskosten
  • Sicherheitsanforderungen

Einsatz:
Mikroschweißungen, Medizintechnik, Luftfahrt, Karosseriebau.


3.2 Elektronenstrahlschweißen

Ein Elektronenstrahl wird im Vakuum auf das Werkstück fokussiert. Durch die kinetische Energie entsteht die Schmelze.

Vorteile:

  • Sehr tiefe Schweißnähte
  • Extrem hohe Energiedichte
  • Keine Verunreinigung

Nachteile:

  • Nur im Vakuum möglich
  • Aufwendige Anlagen

Einsatz:
Luft- und Raumfahrt, Turbinenbau, Präzisionsteile.


3.3 Reibschweißen

Hier wird Wärme durch mechanische Reibung erzeugt, die die Fügeflächen plastifiziert. Dann werden sie unter Druck verbunden.

Varianten:

  • Rotationsreibschweißen
  • Linearreibschweißen
  • Rührreibschweißen (Friction Stir Welding)

Vorteile:

  • Kein Zusatzwerkstoff
  • Hohe Festigkeit
  • Auch für unähnliche Werkstoffe